Aus dem kleinen ABC zum Markus-Evangelium: N – Namen
Aktualisiert: 17. Sept.
In der Wahl der Namen für seine Akteure und Ortschaften ist der Erzähler des Markus-Evangeliums nicht völlig frei. Einige Namen sind ihm vorgegeben, sei es aus der Tradition jüdischer Schriften, sei es aus der Zeitgeschichte Jesu. Manche kann er als bekannt voraussetzen, andere hat er für sein kunstvolles Konzept eigens zu erfinden. In der Gestaltung der Namen zeigt sich einmal mehr die Meisterschaft des auktorialen Erzählers.
Manche seiner Erzählfiguren, unter ihnen besonders wichtige, bleiben namenlos, wie auch wesentliche Orte unbestimmt bleiben (z.B. im Haus, 9,33; 10,10; auf dem Berg, 3,13). Der Eine, der Jesus auf dem Weg begegnet (10,17), bleibt als Kontrastfigur zu den Zwölf ebenso namenlos wie die sog. Vaterstadt (6,1), die eben nicht mit Nazareth gleichzusetzen ist (vgl. 1,9). Auch die Mutter Jesu hat keinen Namen, weshalb sie wohl allegorisch zu deuten ist (3,31f; vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/ist-die-maria-in-der-vaterstadt-auch-die-mutter-jesu).
Frauen bleiben generell namenlos, mit Ausnahme der Frau des Philippus bzw. des Herodes (Herodias, 6,17). Erst nach der Kreuzigung Jesu wird eine Dreiergruppe von Frauen umständlich in die Handlung eingeführt (Maria, die Magdalenerin und Maria, die des Jakobus’ des Kleinen und Joses’ Mutter, und Salome, 15,40). Die beiden Marien sind bis zuletzt am Geschehen beteiligt (vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/ist-die-maria-in-der-vaterstadt-auch-die-mutter-jesu).
Ungenannt sind bei Mk zahlreiche wichtige Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, etwa der Kaiser in Rom (Tiberius) oder der amtierende Hohepriester in Jerusalem (Kajaphas). Anders sieht das bei Lukas aus, der sich selbst als Historiker stilisiert und die Namen deshalb an prominenter Stelle in seine Jesus-Geschichte einfügt (z.B. Lk 3,1f).
Wie mit den Personennamen des Mk verhält es sich auch mit den Ortsnamen. Nicht genannt werden einige vergleichsweise wichtige Städte in Galiläa, Sepphoris etwa oder Tiberias, in Judäa aber das für die Messiastradition bedeutsame und deshalb von Mk ignorierte Bethlehem, das von Lukas als Polis bezeichnet wird (Lk 2,4). Diese Bezeichnung verwendet Lukas übrigens auch für Nazareth (Sprösslingen, vgl. Mt 2,23), das noch nicht existiert haben kann, sofern es denn ein Konstrukt des Mk ist.
Umgekehrt gibt es auch Akteure, deren Namen auf den ersten Blick sich nicht erschließen lassen, wie im Fall eines gewissen Simon, des Kyrenaiers (15,21). Der Name Simon ist, wie alle jüdischen Namen, bedeutungstragend (s.u.), seine narrative Funktion aber besteht einzig auf dem Kontrast zum Simon Petros. Das gilt zu Beginn der Passionsgeschichte auch für jenen aussätzigen Simon, in dessen Haus Jesus zu Gast ist und gesalbt wird (14,3).
Der Bezug auf das weit entfernte Kyrene (im heutigen Libyen) hat demnach nur die Funktion, die Nähe des Kyrenaiers zum Kyrios Jesus anzudeuten. Wohl deshalb werden auch seine zwei Söhne namentlich genannt (Alexander und Rufus, 15,21). Die lassen ihrerseits darauf schließen, dass sie als die beiden völkerchristlichen Nachkommen zu deuten sind, der griechischen wie der römischen. Auch das gilt im Kontrast zum Simon Petros, der keine Frucht bringt (vgl. 4,5f) bzw. ohne Nachkommen bleibt.
Der Sinn deutungsoffener Namen mag auf der Erzähl-Oberfläche kaum relevant erscheinen, unerheblich zumindest für den roten Faden der Handlung. Umso wichtiger sind sie für die Deutungs-Ebene. Ein solches Verständnis des Textes dürfte all jenen fremd sein, die aus ihm möglichst viele Fakten zur Erklärung eines historischen Jesus herauslesen wollen.
Doch erscheint es nicht ratsam, historische Reminiszenzen überall dort zu vermuten, wo ein Name oder ein Geschehen nicht in die etablierten Deutungs-Muster passt. Das gilt offenkundig für die fiktive Amnestie dessen, der Barabbas genannt wird (aram: Sohn des Vaters, 15,7). Dieser Antityp zu Jesus, der mit aufständischen Mördern gebunden war, kommt frei (15,15), wofür Jesus umgekehrt ermordet - und danach aufstehen wird.
Jüdische Eigennamen werden für einige wichtige Propheten Israels bzw. deren Schriften genannt (Jesaja, Elia, Mose). Der irritierend falsche Name Abjatar (2,26; statt Ahimelech, vgl. 1 Sam 21,2) könnte situativ als absichtliche Provokation an die Adresse der Schreiber zu verstehen sein, die ihrerseits von einem Beelzebul sprechen statt von Baal-Sebul (3,22, vgl. 2 Kön 1).
Der damals gebräuchliche gräzisierte Name Jesus (hebr. Jeshua / Joshua – JHWH rettet) ist von programmatischer Bedeutung. Mk ist verhältnismäßig sparsam in der Nennung seines Namens; in späteren Handschriften wird er entsprechend oft nachgetragen. Darauf, dass Jesus von judäochristlicher Seite Christos genannt wird, reagiert Mk, indem er dem Führungstrio Petros, Jakobos und Johannes ihrerseits einen weiteren Namen auflädt (s.u.).
Die Notiz, sein Name sei bekannt geworden (6,14), ist eine abgründige Pointe. Zuvor war von Schülern die Rede, die genau das nicht tun, wozu Jesus sie entsandt hatte. Die Folge ist eine weit verbreitete, unsinnige Meinungsvielfalt über ihn; und sein (noch ungenannter Christus-)Name löst eine Königs-Satire aus. In diesem Zusammenhang sei noch einmal bemerkt, dass Mk seinen Jesus nicht ein einziges Mal Jesus Christus nennt (vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/jesus-christus-ein-kleiner-überblick).
Jerusalemer Autoritäten werden gar nicht, andere (Herodes, Pilatus) machtkritisch nur als willfährige Opportunisten dargestellt, vergleichbar dem wechselhaften Petros (vgl. 4,17). Im Unterschied zu Lukas verwendet Mk Personen- wie Ortsnamen niemals nur aus historiographischen Gründen.
Die bedeutungstragenden Namen der Akteure dienen bei ihm vielmehr dazu, Sinnperspektiven vorzugeben und Deutungs-Optionen zu eröffnen. Ähnliches gilt für Ortsnamen. Als ein Beispiel von vielen sei der Ort Bethsaida genannt, der lange vor Mk in Julias umbenannt worden war. Mk gebraucht den alten Ortsnamen (Haus des Fangs) dennoch – zur Lokalisierung des Menschenfängers Petros.
Es entspricht bester jüdischer Erzähl-Tradition, aus der Bedeutung von Namen Handlungsmotive abzuleiten und mit treffendem Sprachwitz Pointen zu gewinnen. Insofern kommt den Namen bei Mk eine Schlüsselfunktion für die Auslegung zu. Matthäus ersetzt in seinem Korrekturbedürfnis diese Namen immer dann, wenn sie ihm zu viel Angriffsfläche bieten (z.B. in 5,1 das Land der Gerasener zu Gadarener, Mt 8,28).
Umgekehrt können anonyme Akteure von den Leser:innen mit bekannten Namen identifiziert werden. So steht z.B. hinter dem Wüterich (namens Legio) in Mk 5 der besessene Paulus, hinter dem namenlosen Oberpriester im Kreuzverhör der ebenso einflussreiche Petros mit seiner wortgleichen Christus-Behauptung (14,61 vgl. 8,29).
Ähnlich scheint hinter Caesarea Philippi die Stadt Rom zu stehen. Der Jesus des Mk kehrt wohl deshalb kurz davor nach Jerusalem um (vgl. 8,27ff), um in der kaiserlichen Stadt nicht als der Christus verkündigt zu werden (8,30). Jerusalem wird dagegen nur in einer bezeichnenden Sonderform genannt – als Stadt des Heiligtums (Hierosolyma).
Im Folgenden sollen einige Namen derer erschlossen werden, die im Rahmen des Blogs kaum oder nicht genannt wurden, insbesondere die der sog. Zwölf (3,16ff; vgl. Bild oben). Es versteht sich, dass es sich hier jeweils um Deutungen handelt, die nur in der Summe ein stimmiges Bild ergeben, eines, das nicht als vage Spekulation abgetan werden kann.
Über weitere Personennamen folgen am Ende Links zu den entsprechenden Blog-Beiträgen; über die Ortsnamen, die für den Jesus des Mk wichtig sind, vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/ceterum-censeo-wo-hat-jesus-gewirkt-7-3.
Mk ist als Erzähler historisch der erste, der den Zwölf besondere Bedeutung beimisst, freilich nicht, um sie als Einheit zu würdigen. Weder sind sie eine von Jesus eingesetzte Elitetruppe, noch stehen sie explizit für das Neue Israel. Vielmehr geht es Mk darum, die Zwölf als das neue Bundesvolk Gottes in Frage zu stellen; dazu dient auch die Namensliste.
Deshalb ist Mk der erste, der einen kompletten Katalog der Zwölf vorlegt. Das ist insofern bemerkenswert, als der Mehrheit der Namen keine weitere Erwähnung folgt, sodass sieben von ihnen als Akteure nicht auftreten. Außer den vier Erstgenannten spielt nur noch der zuletzt genannte Judas eine kleine, narrativ aber wichtige Rolle. Die anderen Namen werden nur für den Katalog gebraucht.
Obwohl die zwölf Namen im kontextuell vorgegebenen Akkusativ genannt sind, fällt der Katalog als solcher aus dem erzählerischen Rahmen, ähnlich wie der auf ihn bezogene zwölffache Lasterkatolog (7,21f). Der Bildausschnitt aus dem Codex Sinaiticus (s.o.) lässt die Monotonie der Aufzählung ahnen, die nur durch einige Zusatz-Angaben aufgefangen wird, insbesondere bei den beiden Dreiergruppen am Anfang (fehlt auf dem Bild) und am Ende.
Zu lesen sind hier:
και ανδραιαν – und Andreas
και φιλιππον – und Philippos
και βαρθολομαιο – und Bartholomaios
και ματθαιον – und Matthaios
και θωμαν – und Thomas
και ϊακωβον – und Jakobos
τον του αλφαιου
και θαδδαιον – und Thaddaios
και ϲιμωνα – und Simon
τον καναναιον
και ϊουδαν ϊϲκαριωθʼ – und Judas Iskarioth
οϲ και παρεδωκε
αυτον :
Nicht im Bild zu sehen sind die erstgenannten Petros, Jakobos und Johannes, deren Namen insofern noch im Erzählduktus bleiben, als Jesus ihnen zusätzliche Namen gibt. Für diese Namengebung gebraucht Mk, im Unterschied zu Matthäus und Lukas, den Begriff des Auflegens oder Aufladens anstelle des schlichten Nennens.
Die Namengebung wird dennoch nicht als ein feierlicher Akt, geschweige denn als eine Umbenennung inszeniert; sie wird als bloßes Faktum erwähnt. Der Jesus des Mk aber nennt die Drei danach nicht ein einziges Mal mit den neuen Namen. Wenn er später nur Simon namentlich anspricht (14,37), ist das eine Pointe, die der gesonderten Betrachtung bedarf (s.u.).
Motiviert wird der Katalog bei Mk durch den Erzähl-Kontext (anders Mt 10,2), der meist als Berufung der Zwölf bezeichnet wird. Da er den Erzähl-Interessen des Verfassers entspricht, dürfte er, wie gesagt, eine ureigene Erfindung des Mk sein. Eingeschoben und widersinnig sind nur die beiden Zusätze (z.B. die er auch Apostel nannte; 3,13; vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/die-geschichte-der-einsetzung-der-zwölf-mk-3-13-19).
So ist es denkbar, dass der Katalog seinerseits eine Erfindung des Mk ist, dem es unter anderem darum geht,
1. das Führungstrio von Petros, Jakobos und Johannes an die Spitze zu stellen,
2. Dreiergruppen sowie paarweise Zusammenhänge anzudeuten,
3. rätselhafte und auch negativ konnotierte Angaben einzuflechten,
4. den Eindruck einer homogenen jüdischen Führungsriege zu vermeiden.
Dazu hier nur ein paar kommentierende Notizen:
Bei den ersten vier Namen liegt eine andere Reihenfolge nahe. Tatsächlich lassen Matthäus und Lukas die beiden Brüderpaare zusammen, was bei Petros und Andreas durch die Einfügung sein Bruder sogar noch unterstrichen wird (Mt 10,2; Lk 6,14).
Mk aber reißt diese beiden (fiktiven) Brüder auseinander, da es ihm um das nachösterlich bedeutsame Führungstrio von Petros, Jakobos und Johannes geht, um die sog. Säulen (Gal 2,9). Insofern sind einzig diese drei Namen historisch belegt; die anderen neun könnten aus literarischen Gründen von Mk ergänzt bzw. erfunden sein.
Der Katalog deutet eine Vielzahl unterschiedlicher Kulturen an. Wenngleich keiner der Zwölf explizit einem fremden Herkunftsland zuzuordnen ist, so fallen doch einige Besonderheiten auf:
- Die zwei Simons entsprechen der gräzisierten Form des jüdischen Namens (Simon statt Symeon, vgl. Gen 29,30). Das nimmt ihnen die Möglichkeit, als Vorzeige-Juden dazustehen.
- Etwa die Hälfte tragen etablierte jüdische Namen (Simon x 2, Jakobos x 2, Johannes, Judas), ein Teil der Namen ist anderweitig nicht zu belegen.
- Zwei verweisen auf die griechische Kultur (Andreas, Philippos), einer auf die ägyptische (Bartholomaios, Sohn des Ptolemäers).
Mk legt Wert darauf, seinen Jesus durch die zwölf Namen nicht in einen typisch jüdischen Kontext einzubinden (vgl. dagegen die fiktiven Genealogien Mt 1,1ff und Lk 3,23ff). Der Eindruck, Mk habe die Liste selbst erfunden, etwa um die Zwölf als eine möglichst disparate Truppe erscheinen zu lassen, erhärtet sich, wenn man dazu die Konnotationen der Namen in den Blick nimmt, z.B.:
- Andreas, vgl. gr. andreas (mutig, mannhaft; in Opposition zum Opportunisten Petros)
- Matthaios, vgl. gr. mataios (eitel, vergänglich, nichtig)
- Thomas, vgl. aram. tə’ômā’ (Zwilling; er kann sich selbst unbemerkt austauschen).
Bei den beiden, die Jakobos heißen, ist ein Vatername zur Unterscheidung angegeben: Zebedaios bzw. Alphaios. Der Letztere spielt auf das Alpha an – und damit auf den ersten Buchstaben des griechischen Alphabets. Dieser Alphaios, der zugleich der Vater des idealen Nachfolgers Levi ist (hebr. lavah, nachfolgen, 2,14), lässt sich als Träger der griechischen Überlieferung deuten (vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/wer-war-der-levi-des-mk).
Demgegenüber beginnt der Name Zebedaios mit dem letzten Buchstaben des lateinischen Alphabets. Dieser sprechende Name spielt auf das das hebr. Wort zabad (schenken) an – und damit auf die Lohnforderungen seiner beiden Söhne (vgl. 1,20; 10,35ff; https://www.skandaljuenger.de/post/übersetzungsfehler-in-der-bibel-fehler-der-vulgata-4-1).
Möglicherweise lassen sich hinter zwei Namen auch jüdische Aufständische erkennen: Thaddaios verweist auf den von den Römern hingerichteten Theudas, der zweite Simon wird zur Unterscheidung von Simon Petros mit dem Attribut der Kananaier bezeichnet, durch das er als Eiferer (Zelot, von hebr. qanah) gedeutet werden kann.
Mit diesen beiden zwielichten Namen bildet Judas, der letztgenannte der Zwölf, eine eigene Dreiergruppe am Ende. Dass Judas für ein spezifisch judäochristliches Programm steht, zeigt schon sein Name. Er ist derjenige, der Jesus den Oberpriestern überliefert (14,10) – und damit für eine Überlieferungskette sorgt, die Jesus auf der Handlungsebene in den Tod führt (vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/judas-ein-verräter).
Wie Simon zuvor durch eine auffallende Apposition (der Kananaier) markiert wird, so hat Judas den kryptischen Beinamen Iskarioth (3,19; vgl. 14,10). Der lässt sich als Herkunfts-Name lesen (hebr. Mann von Qerijot) und damit auch als Mann von Begegnungen.
Das passt sprachlich besser als die verbreitete Deutung eines Sikariers (lat. sicarius, Dolchträger) und ergibt auch inhaltlich Sinn für ihn, der die Begegnungen für sein Ausliefern braucht.
Die Namengebung des Führungstrios von Petros, Jakobos und Johannes zu Beginn der Liste ist ein eigenes komplexes Thema. Hier nur so viel:
Der ursprüngliche Name des Erstgenannten ist nicht Simon, sondern das aramäische Wort Kefa‘, das auf Deutsch mit Stein zu übersetzen ist und einen bearbeiteten Schmuck- oder Bau-Stein bezeichnen kann, aber keinen Felsen.
Auch das griechische Wort petros bezeichnet nicht den ganzen Felsen (vgl. Mt 16,18), sondern nur den einzelnen Felsbrocken, den unbehauenen Felsklotz. Damit erweist dieser Petros genannte Simon sich als jener Stein, den Jesaja aus dem Weg geräumt haben wollte (1,3 vgl. Jes 62,10), der als sehr großer Stein den Weg zur Leiche versperrt (vgl. 16,4) und der mit Jesaja schließlich zum Stein des Anstoßes und Fels des Ärgernisses wird (Jes 8,14, vgl. 1 Petr 2,8). So könnte der Skandalname Petros im Römischen Reich ein gängiger Spottname für Kefa gewesen sein, den schon Paulus in seinem Kefas-kritischen Galaterbrief kannte (vgl. Gal 2,7.8).
Darüber hinaus sind unzählige Anspielungen auf den Namen Kefa zu erkennen, vor allem im griechischen Wort für Kopf (kephalē). Als Erster der Zwölf wird er zunächst deren Oberhaupt (3,16), schließlich aber zum Kopfstein, obwohl die Bauleute ihn doch verworfen hatten, was Jesus selbst verwunderlich findet (12,10, vgl. Ps 118,22f).
Das eigentümliche Kopfkissen (4,38) spielt ebenso auf ihn an wie der Ortsname Golgotha, der in Anlehnung an das Kapitol in Rom Schädel-Ort heißt (15,22). Der Name Kefa verbirgt sich auch hinter der besonderen und letztlich unübersetzbare Verbform εκεφαλιωσαν (12,4).
Dagegen dürfte der gräzisierte Name Simon (hebr. shim’on, er hört) auf Mk selbst zurückgehen, um der Pointe dieses eben nicht auf Jesus hörenden Schülers willen. Am Ende hört Petros - und die Leser:innen mit ihm - den Weckruf des prophezeiten ersten Hahnenschreis nicht, weswegen bei Mk nur von einem zweiten die Rede ist (14,72; vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/wie-steht-es-um-petros-und-um-sein-erinnerungsvermögen-mk-14-72).
Seinen Ungehorsam veranschaulicht davor eine Pointe in der Gethsemani-Szene, wo Jesus nicht etwa die Drei auf ihren Schlaf anspricht, sondern einzig Petros, den er ironisch Simon nennt. Entgegen der üblichen Übersetzungstradition ist das ein Vorwurf: Simon, du schläfst! (14,37; vgl. https://www.skandaljuenger.de/post/übersetzungsfehler-in-der-bibel-falsche-fragen).
Der gemeinsame Name Boanerges für die beiden Zebedaios-Söhne ist wohl ebenfalls ein Spottname, um deren Auftreten in Misskredit zu bringen. Mk übersetzt ihn selbst als Söhne des Donners (3,17), was nur mit Mühe dem hebräischen (oder aramäischen?) Wort Boanerges zuzuordnen ist. Wahrscheinlich ist der Ausdruck ein griechisches Kunstwort des Mk, das auf das Schreiwerk der beiden Brüder hindeutet.
Auch damit ist bei Mk zu rechnen: dass er selbst Übersetzungen scheinbar aramäischer Namen und Wörter anbietet, die entweder keine sind oder nur bedingt als Übersetzungen taugen. Dazu folgt demnächst ein eigener Beitrag.
Schließlich noch ein kleiner Hinweis auf die Formel "im Namen des ...", die im Gesandtenrecht bedeutsam ist (vgl. 9,37). Sie dient u.a. zu einer ironischen Spitze auf diejenigen, die des Christus sind (9,41). Wer ihnen einen Becher Wasser anbietet, wird seinen Lohn nicht verlieren, sofern er das im Namen tut - und eben nicht in Jesu Namen.
Zum wechselnden Gebrauch der Präpositionen ist ebenfalls ein Beitrag in Vorbereitung.
Und hier noch die Links zu den anderweitig genannten Namen:
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