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Glosse: Bericht zur Schieflage der Nation

Vortrag zum Neujahrsempfang der Gemeinde Pullach im Isartal, gehalten am 10.1.2025.



Sehr verehrte Frau Bürgermeisterin, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind Sie gut rübergekommen ins Neue Jahr? Oder war die Jahreswende für Sie eine echte Zeitenwende? […]


Jedenfalls möchte ich Ihnen danken, hier stehen – und überhaupt: Fragen stellen zu dürfen.

In der Jakobuskirche ist es ganz normal, dass ich Ihre Aufmerksamkeit strapaziere.

Hier ist es ein Privileg, das ich zu schätzen weiß. Und eine Ehre.

Deshalb werde ich mich diesmal aller unnötigen politischen Provokationen enthalten!

Das war übrigens der einzige Vorsatz, den ich mir zur Jahreswende vorgenommen hatte.

[…]


Also gut, eine einfache Frage: Sagen Sie Hoppla, wenn Sie überrascht sind? Oder Upps?

Ich beobachte bei mir neuerdings eine comichafte Infantilisierung der Sprache. Boing! Zack, Knarz oder eben Upps. Nur ganz selten lasse ich mich zu einem Wumms hinreißen.


Das mit den guten Vorsätzen kennen wir doch alle: Unsere Absichten sind das eine – und die Realität ist das andere. Wenn beides aufeinandertrifft, dann macht es schon mal boing. Dann geht der Kompromiss los. Und die Vorsätze sind weg. – So ist das… bei Koalitionen.


Kompromisslos: ja, das wär’s doch …. Vor fünf Jahren bin ich hier gestanden, habe über das Thema Freiheit und Verantwortung schwadroniert – und was kam dann? Corona.

Ein Virus. Eigentlich keine große Sache. Doch, zack, waren wir alle Kompromisse los.

Und die Freiheit war auch weg, mit dem Hinweis auf die Verantwortung. Hoppala


Was hat sich seitdem nicht alles verändert? Ich seh‘ das bei mir: Knarz! - An dem Paradox, dass ich mir erst keine grauen Haare wachsen, sie dann aber nicht ausfallen lassen wollte. Nun stehen sie mir zu Berge – und ganz oben auf der Liste der bedrohten Körperteile.


Es hat ja auch seine Vorteile, älter zu werden. Ich muss mir heute nichts mehr beweisen.

Ich muss keine Witze mehr machen über die Bahn. Über die Briefzustellung in Pullach – oder den Postminister. Schad‘, dass es den nicht mehr gibt.


Vor fünf Jahren hatte ich noch gemeint, mich über den Verkehrsminister äußern zu müssen. Auch den Begriff einer Ökodiktatur habe ich verwendet. Das würde ich heute nicht mehr tun. Zumindest nicht im Zusammenhang mit den Grünen.


Ist es mein Problem, dass mein Gedächtnis so nachgelassen hat? Oder ist es mein Glück: Dass ich mich nicht mehr an jede Wende erinnern kann, die uns seitdem verheißen wurde?


Vor 5 Jahren: Da sollten eine Energie- und eine Verkehrswende kommen. Und was kam? Eine Ampel, ja, ein Wumms, Ein Energieverschleiß ohne Ende. Aber kein einziges Flugtaxi.


Als Radl-Fahrer bin ich kein Freund von Ampeln, das geb‘ ich zu. Und bin froh, in Pullach zu sein. Hier ist die Ampel weit weg. – und die S-Bahn-Schranke an allem schuld.


Vor 5 Jahren: Da hatten unsere Kinder und Enkel freitags noch die Vision einer Future. Nun sind sie älter geworden, z.T. älter als ich, und zur Black-Friday-Bewegung gewechselt.


Damals gab‘s noch Begriffe wie Flugscham oder Fremdschämen. Heute gibt‘s nur noch Markus Söder, einen Kanzlerkandidaten in Ruhe, mit einem bewundernswerten Wendekreis.    […]


Fünf Jahre ist das bald her, dass Corona-Auflagen unsere Jugendarbeit kaputt gemacht haben. Aber auch die Kinder und Jugendlichen selber. War es geboten, war es kriegsentscheidend, ihnen die Verantwortung für die Senioren aufzubürden?

Sie waren auf ihre Weise vulnerabel.


Das werde ich nie vergessen. Dieser erste Schultag nach dem wochenlangen Lockdown. Trostlos, was ich damals von den Kindern gehört habe. Da habe ich mich fremdgeschämt.


Und dann die vielen Senioren, die in den Heimen einsam, ohne Besuche, gestorben sind.

Gefährlich war das Virus. Aber auch die sprachliche Aufrüstung in den Medien, in der Politik.


Machtpolitik braucht Feindbilder. Man kommt ihnen ja auch nicht aus, diesen Grünen. Diesen linksversifften Kiffern, die mit ihrer ideologischen Verbotspolitik alles kaputt machen und uns, dem deutschen Autofahrer, erklären wollen, wie man heizen oder bremsen muss. Die doch so kompromisslos das Tempolimit eingeführt haben – beim Umweltschutz.


Vor fünf Jahren gab es bald auch Gegner der Corona-Maßnahmen. Sogar hier in Pullach. Sog. Querdenker – oder einfach: Menschen, die dem kollektiven Anspruch sich entziehen, bzw., die aus ihrer Sicht sich nicht gleichschalten lassen wollten. Die misstrauisch waren,  weil sie die Corona-Auflagen als übergriffig empfanden. Weil Grund- und Freiheitsrechte außer Kraft gesetzt wurden, einfach mal so. Zack. Oder…


Weil der Ruf nach dem Starken Mann so laut wurde. Nach einem Kanzler, der Krise kann. Der sein Volk retten kann – inzwischen sogar vor den Gefahren der grünen Wokeness.

Vor den Bedrohungen des Genderns. Oder queerer Minderheiten. Jesses, Maria und Josef!


Haben Sie Corona als Zeitenwende in Erinnerung? Der christlichen Zeitenwende entsprechend? Wobei bc nicht mehr before Christ bedeutet und ac nicht after Christ, sondern before und after CoVid?


Die Politik verhieß vor fünf Jahren eine Zeitenwende. Sogar der Bundespräsident meinte, dass die Welt nach Corona eine andere sein werde. – Und wann beginnt dieses danach?

Wenigstens als Fußnote könnte sie noch in die Geschichte unserer Demokratie eingehen.


Doch was als Geschichte gilt, ist bei jeder drittklassigen Sportveranstaltung zu erfahren: Wenn irgendeine Mannschaft, ein Rekordhalter mal wieder Geschichte geschrieben hat.

 

Mit seiner Zeitenwende hat der Kanzler Geschichte geschrieben. Und was für eine!

Dafür kann er nichts. Der gewaltfreie Diskurs ist zum Problem aller Demokratien geworden.


In ihrem Austarieren von Machtverhältnissen erscheinen sie zu mühsam. Zu langsam.

Oder auch: überfordert – angesichts der Bedrohungen, von innen und von außen.

Kompromisslos – das ist das neue Normal, unter dem Label Demokratie-Abbau.


Und was für eine Geschichte…! Seine Zeitenwende war freilich mehr als nur eine Korrektur in Sicherheits- oder Wirtschafts-Fragen. Mit dem Begriff wurde eine Aufrüstung gelabelt, die angeblich überfällig war. Die alternativ- wie diskurslos durchgesetzt werden konnte.

Und nicht nur, weil dieser lupenreine Demokrat in Moskau zum Totentanz geladen hatte.


Alternativlos? Das galt mal als Unwort. Nach dem Ampel Aus haben die drei Ampel-Parteien nichts Besseres im Angebot, als deren Protagonisten gleich wieder ins Rennen zu schicken. Sind die alle alternativlos??


Oder ein Verteidigungsminister, der uns kriegstüchtig machen will: Wäre der eine Alternative? Von der selbsternannten Alternative für Deutschland ganz zu schweigen.


Und was für eine Geschichte…: Dieser schlumpfige Kanzler und sein schluffiger Vize. Hoch auf dem gelben… Elefanten. Kann denn der Elefant im Raum wirklich gelb sein? – Elefanten sind doch sensibel und sozial. […]


Mir fällt dazu Trump ein, der Agent Orange der Demokratien weltweit. Agent Orange?

Das hochgiftige Entlaubungsmittel, mit dem der Dschungel im Vietnamkrieg besprüht wurde: Das gilt übrigens bis heute nicht als chemische Kriegsführung; nicht als Kriegsverbrechen. Eine Entschädigung haben auch nur die betroffenen Amerikaner erhalten. Ja…


Und Musk fällt mir ein, der neue Muskelkrampf der AFD. Und, unser aller Ministerpräsident, der Muster-Schüler des Mister President. Der sogar die Kernkraft wieder einführen möchte. Nicht etwa, weil die AFD das wollte.  Das ist einfach mal Retro. Eine Reverenz an sein Idol, an den großen, Gott hab ihn selig, Franz Josef Strauß.


Darf ich Sie mal fragen, was Ihnen lieber wäre: So ein grässliches Monstrum von Windrad im Forstenrieder Windpark – oder ein schnuckliges Kern-Kraft-Werkchen hier unten an der Isar?


Ich war ja immer ein Bewunderer vom Strauß. Der hatte so schöne lateinische Zitate parat. Vox populi, vox Rindvieh. Da zieh ich meinen Hut – und den Cicero aus dem Regal.


Der schreibt nämlich in de re publica: Dass denen, die das Vaterland erhalten, gefördert und vermehrt haben, ein bestimmter Ort im Himmel zugewiesen sei, wo sie selig ein ewiges Leben genießen.

 

In Bayern regiert die personifizierte, die fleisch- bzw. Rindvieh gewordene Vox populi. Sehr zur Freude unserer lutherischen Kirchenleitung, die den größten Evangelen Bayerns schon in ihren eigenen Reihen hatte. Wer nur den lieben Gott verwaltet, darf auch Heil rufen, wenn in einer bayerischen Behörde ein Kreuz hängt. Allmächd!

Noch ist ja nur ein Haken dran.


Apropos: Haken dran. –  „Wir werden einander viel verzeihen müssen.“  […]

Mit diesem Anspruch hat Jens Spahn ein Buch veröffentlicht. Seine christlich-demütige Unterbelichtung mag der größte Maskenminister aller Zeiten vermarkten, wie er will. Wenn er dann wenigstens schweigen würde zu anderen, genuin christlichen Aufgaben – wie der Flüchtlingshilfe. Gute Politik braucht Demut – vor der Würde aller Menschen.


Machtpolitik braucht Stigmatisierung. Wer erst von einer Pandemie der Ungeimpften spricht und dann darüber spekuliert, irreguläre Flüchtlinge in Drittstaaten wie Ruanda abzuschieben, wird sich selbst viel verzeihen müssen.

Und auch den Ablass brauchen im Hl. Jahr 2025.

 

Vor 500 Jahren war Luther aufgestanden gegen die Ablass-Praxis. Wir haben sie längst wieder eingeführt mit den Klima-Zertifikaten, mit unseren ach so erfolgreichen Ausgleichszahlungen.


Und in Rom gibt es ihn ja nach wie vor – für diejenigen, die… den vollkommenen Ablass, den Erlass und die Vergebung ihrer Sünden erlangen, der den Seelen im Fegefeuer zukommt. Uff!


So heißt es aktuell aus Rom, glauben Sie‘s mir. Und da frage ich mich schon, ob die nicht auch noch die Hölle im Angebot haben – für die Scharfmacher der AFD.


Kommen wir zum Schluss. Die Zeitenwende, verehrte Festgäste, kam nicht mit Corona. Sie kam auch nicht mit der Ampel. Sie kam – und sie kommt mit KI. Mit der Künstlichen Intelligenz, die mir diese Rede geschrieben hat.

 

Also, liebe Schwestern und Brüder, seid getrost: Alles wird gut. Auch die Future.

Jedenfalls sind die Aussichten für das neue Jahr der Hammer.

2025, des hammer glei… Und: Ich habe fertig. Upps. Amen.

 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 
 
 

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